Lieblingsplatz
„Wo sitze ich? Wo finde ich einen Sitzplatz? Wo will ich sitzen und wo nicht?“ Wo sitze ich am liebsten? Jede und jeder von uns nimmt mehrere Plätze in seinem Leben ein. Und bestimmt hat jeder seinen Lieblingsplatz. Auf dem Fernsehsessel, auf dem Gartenstuhl, zuhause am Kamin oder auf einer Bank am See. Diese Lieblingsplätze können im Lauf des Lebens wechseln. Wo ich mich in jungen Jahren wohl gefühlt habe, muss ich heute nicht mehr gern sitzen.
Es kommt darauf an, wer neben mir sitzt; wem ich gern in meiner Nähe habe. Zum Reden, zum Schweigen, zum Lesen zum Essen und Trinken brauche ich einen schönen Platz. Allein oder mit Familie und Freunden genieße ich meinen Lieblingsplatz zu allen möglichen Zeiten.
Jetzt im September ist Kirmeszeit in Oesede, Holzhausen und Hagen. Wo ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert wird, geschieht das an einem besonderen Ort, dem Autoscooter, mitten auf dem Festplatz. In Oesede werden sich dazu zwei Bänke „unterhalten“, die Kirchenbank und die Bierbank. Auf ihr nehmen ganz verschiedene Menschen zu unterschiedlichen Zeiten Platz. Die Menschen haben dabei verschiedene Absichten.Die einen wollen Ruhe und Zuhören, die anderen wollen Spaß und feiern. Auf der Kirchenbank sitzt man ruhig, auf der Bierbank wird es laut, und manchmal steht man auch auf ihr. Es wird spannend sein zu hören, ob diese beiden Bänke etwas Gemeinsames haben oder bei ihren Gegensätzen stehen bleiben, am 22.9. um 12 Uhr.
Sitzplätze auf einer Bank oder einem Stuhl sprechen eine Sprache, die jeder kennt und benutzt. „Platz nehmen, Sitz und Stimme haben, sesshaft sein, Sitzung und Vorsitzende, Platz da, Lehrstuhl, heiliger Stuhl, in die Welt setzen, beisetzen“. „Wer will schon zwischen den Stühlen sitzen?“ Und im Stuhlkreis kann ich alle gut sehen.
Auch die Bibel ist voller „Sitzgelegenheiten“ auf der Erde und im Himmel. „Wohl dem, der nicht sitzt, wo die Spötter sitzen“ sagt Psalm 1. Und Jesus verheißt beim Verhör vor Pilatus: „Von nun werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels.“ Matthäus 26,64 Und zuletzt wird gelten (Lukas 13,29) Und es werden kommen die Menschen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen im Reich Gottes.
Solange wir aber leben, ist es gut für uns, wenn andere uns einen Platz anbieten und uns „nicht den Stuhl vor die Tür setzen“.Jede und jeder braucht seinen Platz in einer Familie und in einer Gemeinschaft. Die christliche Gemeinde will anderen einen Platz anbieten, weil sie mit denen lebt, die da sind, die dazu kommen und später noch kommen werden.
Ihr Pastor i.R. Hans-Joachim Teevs