„Es ist ein großer Unterschied, hier am Ort des Geschehens zu sein!“
Georgsmarienhütte, 19.6.2024. Landesbischof Meister geht in Oesede den dunklen Spuren der Vergangenheit nach. Was bedeutet es für eine Kirchengemeinde wie Oesede mit mehrfachem sexuellem Missbrauch an Kindern in den 70iger Jahren umzugehen? Diese Frage ist Landesbischof Ralf Meister in einem zweistündigen Gespräch mit dem Kirchenvorstand bewusst geworden. Am Ort des Geschehens, im Gemeindehaus der König-Christus-Kirche, fand ein reger Austausch zwischen dem Landesbischof, Dr. Ralph Charbonnier als Theologischer Vizepräsident des Landeskirchenamtes, Regionalbischof Friedrich Selter und den rund 15 Kirchenvorstehern der jetzigen Kirchengemeinde Georgsmarienhütte statt.
Nach einer kritischen Stellungnahme der Kirchengemeinde zwei Wochen zuvor hat der Landesbischof seinen Besuch angemeldet. „Der Inhalt war nachvollziehbar und richtig!“, so der Landesbischof gleich zu Beginn des Gespräches, in dem es darum ging, die Missstände der Vergangenheit zu benennen und gemeinsame Lösungen zu finden. „Die Frage, was das bis heute für den Ort bedeutet, haben wir übersehen. Ich merke jetzt, dass es nicht ausgereicht hat, den Superintendenten zur Pressekonferenz an den Tisch zu bitten.“ Nach einem ehrlichen und offenen Austausch konnte man sich auf folgende Verbesserungen einigen: eine offene Kommunikation der Landeskirche und der handelnden Personen vor Ort muss gewährleistet sein, soweit es juristische Bestimmungen zulassen; die Aufarbeitung des sozialen Umfeldes in der Kirchengemeinde, die bis heute belastet ist, muss erfolgen; ebenso wichtig sind für die Zukunft geregelte Abläufe, die in einem Interventionsplan festgehalten werden müssen und die auch in die landeskirchenweit entstehenden Präventions- und Schutzkonzepte einfließen. In Krisenfällen sollte es eine sogenannte Task-Force geben, die vor Ort unterstützt und damit auch zu einer personellen Entlastung beiträgt. Hierbei ist insbesondere die Überforderung der einzelnen Akteure im Blick zu behalten, wenn sich die Rollen in der Aufarbeitung zwischen Ermittlung der Tatsachen und der nötigen seelsorgerlichen Begleitung immer wieder vermischen. Allen Beteiligten war klar, dass es ein laufender, sich immer wieder an die Gegebenheiten anzupassender Prozess sein wird, diese Maßnahmen sinnvoll umzusetzen.
Das Fazit der Gemeindemitglieder und der Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher:
„Wir wollen mehr gesehen, gehört und wertgeschätzt werden und darüber hinaus eine institutionell verankerte Mitsprachemöglichkeit haben. Hierfür ist eine gegenseitige Kommunikation auf Augenhöhe eine elementare Voraussetzung, um den betroffenen Personen, die für uns im Mittelpunkt stehen, empathisch begegnen zu können.“
Autorin: Birte Hoppe
Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit im Ev.-luth. Kirchenkreis Melle-Georgsmarienhütte